Montag, 29. November 2010

Was das Schneechaos und Frauen gemeinsam haben

Ich saß wieder einmal beim Essen - diesmal war's, glaube ich, der Chinese in der Grietgasse oder der Grieche in der Chinesengasse, ich hab' keine Ahnung mehr - auf jeden Fall musste ich zwangsläufig wieder ein Gespräch am Nebentisch mitanhören. Zwangsläufig, das sage ich immer, wenn es so dezent geführt wird, dann man zwei Stockwerke höher noch sagen könnte: "Genau. Das hab ich auch schon erlebt. Wem sagen sie das."

Jedenfalls: die beiden Damen waren so in ihr Gespräch vertieft, wenn man das, wenn eine redet und die andere zuhört, überhaupt ein Gespräch nennen kann, dass sie nicht bemerkten, wie ich wieder einen Zettel aus den Tasche holte und eifrig mitschrieb. Diesmal ging es nicht um Autos...ich sehe, sie kennen die Pointe: "Wie konntest du nur den Opel verkaufen...ohne mir Bescheid zu sagen...und dann auch noch in Apolda." - Genau, das haben sie auch schon mal erlebt, wem sagen ich das. Aber hier und dieses Mal ging es um etwas ganz anderes.

"Ihre Tochter will umziehen, sagt Heidrun. Die haben einen Korridor mit zwei Zimmern, Küche, Bad. Die Heidrun, die wohnt doch in Chemnitz. Jedenfalls will ihre Tochter jetzt umziehen und da braucht sie die Kaution. Also, ich hab die Heidrum noch nie im Leben gesehen, zwei Mal haben wir bisher telefoniert. Einmal als Onkel Hans gestorben war und dann, als es um das Grundstück im Crimmitschau ging, dass mein Cousin verkaufen wollte und zuerst uns angeboten hatte, aber Heindrun rief an und sagte, dass Opa festgelegt habe, dass sie das zuerst angeboten bekommen. Und jetzt rief die mich wieder an und ich dachte zuerst, dass vielleicht der Peter, unser Cousin, gestorben ist, aber nein: ihre Tochter will umziehen und braucht die Kaution, sagt sie.

Und weil es Heidrun und ihrer Tochter derzeit finaziell nicht so gut geht und wir ja damals das Grundstück in Crimmitschau gekauft hatten - ich kann dir sagen: Wir haben nur Ärger damit, dauernd ist dies zu bezahlen und das. Müllgebühr, Grundsteuer und was weiß cih alles oder es spriest wieder das Gras aus dem Gehwegpflaster durch und Bernd muss hinfahren und das Gras rausreissen, weil die Nachbarn beim Ordnungsamt angerufen haben und die Stadtverwaltung uns wegen der Vernachlässigung der Reinigungspflicht einen Brief geschrieben haben...nur Ärger mit dem Grundstück - ja, und weil wir doch jetzt das Grundstück hätten und das so immens im Wert gestiegen ist... also, woher will die das denn wissen. Gar nichts ist im Wert gestiegen, lieben Heute als Morgen würd' ich das Gelumpe verkaufen, selbst wenn ich drauflegen müsste, einfach nur weg damit, sag ich dir.

Sie kann doch nichts dafür, sagt Heidrun, dass die Tochter ein krankes Kind hat. Ja, sag ich, aber wir können doch auch nichts dafür, das sie ein krankes Kind hat. Und dann fing Heidrun an zu heulen und ich sag dir, da kannste nicht einfach auflegen. Das gebietet der Anstand. Also sage ich: Aber vielleicht hat sie ja auch einen Mann zum Kind. Und da sagt doch Heidrun: "Sandra, komm' mal her, die Tante Barbara ist am Telefon und die darfst dir jetzt was ganz Großes wünschen." - Also, da hab' ich gedacht, mein Schwein pfeift.

So etwas dreistes wie Heidrun ist mir ja schon lange nicht vorgekommen. Und dann hatte ich die Sandra am Telefon. "Also ich wünsch mir von dir die Kaution. 780 Euro." Das sagt die ganz frech ins Telefon zu mir. 780 Euro. Wo ich die überhaupt nicht kenne. Ich weiß nur, dass die Heidrun inzwischen geschieden ist und, wie mir Peter letztes Jahr verraten hat, mit einen neuen Mann zusammen ist. 61 soll der sein. Aber Heidrun hätte für ihn immer ein paar blaue Pillen in Petto. Sie will ja auch mal ihren Spaß haben, hat sie Peter erzählt. Aber schlecht soll sie aussehen, die Augen in tiefen Höhlen, abgemagert, sagt er, die Ärme werden immer dünner. Er vermutet ja Krebs dahinter. Genaues weiß er nicht. Und ich wollte ja auch nicht nachfragen.

780 Euro will die Tochter haben, von uns. Wegen dem Grundstück im Crimmitschau, mit dem wir nur Ärger haben. Kriegen kaum mit den Mieten die Unkosten rein. Na, ja, hab ich gesagt, gutes Kind. 780 Euro ist eine Menge Geld. Aber weil wir dir zu deinem Kind noch nichts dazugegeben haben...wie heißt es denn? Gerome Ive, sagt sie. Also, sage ich, wegen Jerome Ive würden wird dir 350 Euro überweisen, für die Kaution. "Du bist ein Schatz, Tante Barbara", hat sie dann gesagt und Heindrun hat im Hintegrund zum Weinen angefangen. Wahrscheinlich dachte die, dass wir die ganzen 780 geben würden, denn als die Tochter dann sagte, "Tante Barbara gibt uns 350 Euro, da hat Heidrun sofort wieder zu Weinen aufgehört.

Jetzt lach' nicht. Es war genauso, wie ich's hier erzähle. Du siehst ja, wie's läuft. Manche wollen kein Wasser, die wollen gleich gepült werden. Aber nicht mir mir. Nicht mit mit. 780 Euro - was denkst sich das Volk überhaupt? Wir kennen uns doch kaum und die melden sich nur, wenn sie einen brauchen. Aber, hier, erzähle nichts meinem Mann, der regt sich sonst wieder nur auf, wegen dem Grundstück in Crimmitschau und überhaupt."

Und draußen schneite es, schon die sechste Woche am Stück seit November, und der Schnee nahm kein Ende, wie das Gespräch der beiden Damen. Und plötzlich fiel mir auf, was das Schneechaos und Frauen gemeinsam haben: Beides ist für uns Männer unergründlich.

Dienstag, 2. November 2010

Fliegende Bleche II

Ein Mann beschwerte sich in Uniontown im US-Staat Pennsylvania beim lokalen Police Departement über die schlechte Qualität seines Marihuanas, das er kurz zuvor erworbenen hatte. Den verblüfft zuhörenden Polizisten erkläre der Mann, er habe die Substanz geraucht und sie habe widerlich geschmeckt. Eine Untersuchung ergab dann auch dass es sich bei der Substanz nicht um Marihuana handelte, so der Sherrif. Was der Mann tatsächlich gekauft hatte, wollte die Polizei nicht sagen. Trotzdem habe man den 21-Jährigen angeklagt und zwar wegen Besitzes einer gefälschten illegalen Substanz. Das meldete der "Pittsburgh Tribune-Review".

Ihren Dienst besonders ernst nahmen Drogenfahnder aus Niedersachen und Bremen, die bei Kontrollen im Hamburger Straßenverkehr Abzeichen mit Hanfblättern auf ihren Polizeiuniformen trugen. Die Beamten hätten ihre Dienstkleidung ohne Genehmigung eigenhändig mit dem Marihuana-Gewächs verziert, teilte das Innenministerium in Hannover mit. Dafür gab es einen Rüffel, denn, so ein Sprecher des Innenministeriums: "Beamte dürfen ihre Uniformen nicht eigenständig umdesignen". Das Tragen von Abzeichen auf Ärmeln und Schulterklappen der Uniform, auf denen neben dem Niedersachsenross auch Hanfblätter prangen, laufe der Dienstverordnung zuwider und "gehe so nicht".

In Porto Alegre hat ein fülliger McDonald's-Mitarbeiter von einem Gericht umgerechnet rund 12.500 Euro Schadenersatz zugesprochen bekommen, weil er während seiner zwölf Arbeitsjahre in einem Fast-Food-Restaurant über 30 Kilogramm zugenommen hatte. Der Mann erklärte dem Richter, er habe sich verpflichtet gefühlt, täglich von den von ihm hergestellten Hamburgern zu essen, um deren Qualität zu überprüfen. Es sei bekannt gewesen, dass verdeckt arbeitende Prüfer die Restaurants besuchten und Berichte über Essen, Service und Sauberkeit anfertigten. In Deutschland wäre so etwas wohl kaum möglich gewesen; bei uns wurde ja bekanntlich eine Altenpflegerin, die 17 Jahre lang in einem Seniorenheim beschäftigt gewesen war, wegen des Verspeisens von sechs Maultaschen fristlos entlassen, die im den Müll hätten wandern sollen.

Was sagt uns das? Erstens: Wenn sie schon Drogen kaufen und dann mit der Qualität nicht einverstanden sind, schauen sie zuerst auf die Uniform der Beamten. Zweitens: Wenn sie während ihrer langjährigen Arbeit zunehmen, achten sie darauf, dass sie, für den Fall, dass sie ihren Arbeitgeber verklagen wollen, einen brasilianischen Richter haben. Deutsche Richter sehen die Dinge manchmal etwas zu abstrakt. Die Kündigung wurde zwar in zweiter Instanz aufgehoben; das Arbeitsgericht in Radolfzell hatte die Kündigung aber zunächst für rechtens erklärt.