Donnerstag, 7. Januar 2010

Märchendising

[VORBEMERKUNG - Keine Frage, Deutschland erlebt derzeit eine Art Märchenboom, mit oder ohne Grimm: Es gibt Märchenfestspiele und Themenparks, Märchenesoterik und Märchentherapie, Märchenfolklore und ganze Städte erklären sich zur Märchenstadt. Für Konsumgüter wird mit Märchenmotiven geworben und auch die Filmbranche greift immer wieder auf populäre Märchenstoffe zurück. Die Stadt Kassel hat sich inzwischen den Begriff "Märchendising" schützen lassen (2008) und es gibt seit Dezember 2008 sogar einen Begleitband zu einer Ausstellung mit Titel "Grimmskrams & Märchendising". Aber wie bei RICOLA ist man geneigt zu fragen: "Wer hat's erfunden?" ... und da stößt man auf "Rocklegende"-Autor Rainer W. Sauer und dessen Text "Märchendising" aus dem Jahre 2003. Ob er dises Wort dann tatsächlich erst-erfunden hat, muss hier offen bleiben; Fakt ist aber, dass es seit 2003 diese Geschichte aus dem Œuvre des Musikers Korff (aba Charly Davidson) gibt und schon 2005, bei der Veranstaltung "Kunze liest Tucholsky" in der Jenaer Universität, trug der Fanartikelstand den Titel "Märchendising"; aus dem gleichen Jahr datiert auch die Anmeldung der Internetadresse www.maerchdising.de durch den Autor bei der DENIC. Die nachfolgende Geschichte ist eine weitere, die den Namen "Märchendising" trägt, ist ebenso von Rainer W. Sauer und stammt aus dem Programm: "Main Offenbach" aus dem Jahre 2005/2006]

Es ist fürchterlich, wenn man einen tollen Einfall hat und nichts in der Hand, um ihn festzuhalten und nieder zu schreiben. Und kann man ihn nicht fixieren, dann ist der Gedanke ein für alle Mal weg. Es ist wirklich fürchterlich. Man zermartert sich danach stundenlang, manchmal tage- und gelegentlich sogar wochenlang das Großhirn, in der vagen Hoffnung die verschollene Idee wiederzufinden. Und doch nutzt alles nichts: sie ist weg, verschwunden, auf ewig in die ewigen Synapsen übergegangen.

Ich für meinen Teil schreibe Einfälle normalerweise in kleinen blauen Kladden nieder, aber wenn ich die nicht griffbereit habe und auch sonst nichts da ist um die Sache aufzuschreiben, dann greife in meiner Verzweiflung auf die Rückseite von Kassenbons zurück, denn Kassenbons hat man ja schließlich immer in seinem Portemonait bei sich. So schreibe ich viele meiner Geschichten in der Rohfassung des ersten Gedanken auf Kassenbons von Elektronikmärkten, Discountern, Supermärkten oder Tankstellen. Das hat mir mache Pointe gerettet und mir langwieriges Gehirnjogging erspart.

Nur, wenn ich später einmal etwas umtauschen muss, wegen einer Reparatur oder ähnlichem, dann muss ich diese Kassenbons wieder an den Händler oder die Umtauschkasse zurückgeben. Manchmal behalten sie dann meinen Kassenbon und ich schicke so ungewollt meine Geschichten auf die Reise. Wenn ich es mir recht bedenke in letzter Zeit sogar häufiger als früher. Ich bin weiß Gott kein Verschwörungstheoretiker, aber manchmal hege ich den Verdacht, dass man mir absichtlich defekte Geräte verkauft, nur um so eine Geschichte von mir zu bekommen.

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