Freitag, 11. April 2008

Die Glückskeks- Verschwörung

»... Wie kommt denn jetzt die Schachtel Glückskekse auf den Tisch? Haben Sie gesehen, wer die da drauf gestellt hat? Sieht ja irgendwie lecker aus, so ein Glückskeks. Ist ja ein Süßgebäck. Und der Inhalt soll ja auch nicht nur nährreich sondern auch lehrreich sein, also was die nähere Zukunft betrifft. Obwohl das Ganze ja keinerlei geschichtlichen Hintergrund hat. Wie, hatten Sie etwa gedacht, das mit den Glückskeksen wäre eine alte chinesische Tradition der Zukunftsdeutung. So ein Quatsch. 'Wer hats erfunden?' Richtig: Ein japanischer Einwanderer in San Franzisko vor genau einhundert Jahren. Und die ebenso ur-amerikanische 'Hong Kong Noodle Company' hat es dann später industriell hergestellt. Seit ein paar Jahren gibt es sogar Glückskekse mit Hiobsbotschaften, wahrscheinlich mit Senffüllung. Ich behaupte das jetzt einfach mal so, es muss ja nicht stimmen.

Woll'n wir doch mal sehen, was mir mein Glückskeks bringt. Was steht auf dem Zettel? "Sie haben den Ruf, direkt und ehrlich zu sein." Interessant, und stimmen tuts außerdem noch ... wirklich ... lecker ... der Keks. Das macht richtig Lust auf einen zweiten. ... Lecker, sage ich Ihnen! ... - "Sie strahlen Power aus. Man bewundert Ihren Einsatz." Na, dass ist ja toll, sozusagen Sauer-Power ... also, in diese Kekse könnte ich mich verlieben. Zum Glück sind ja noch mehr in der Schachtel.

Mal sehen, was der Nächste zu bieten hat. ... Mmmmh! ...
"Ihre Geduld wird heute auf die Probe gestellt." - Also, das ist ja ... das ist ja ein Verschwörung ... eine Glückkeks-Verschwörung. Ein endloses Band aus Keksen und Komplimenten, verschämten und unverschämten. Kein Wunder, dass ich so aussehe, we ich aussehe. Stellen Sie sich einmal vor: Das mache ich im Moment bei jedem Liveauftritt, ist ja Teil meines Programmes. Was meinen Sie was man da zunimmt?

Einen nehme ich aber noch. "Auf drei Keksen kann man nicht stehen", hat schon der alte Lao-Tse gesagt ... jedenfalls so ähnlich. Lao-Tse ist ja mein persönlicher Lieblingsweise, schon seit meiner Jugendzeit. Weil er in seinen Sinnsprüchen zur Erklärung oft den Sinn verdreht. Das mache ich ja auch gelegentlich; einer meiner frühesten Sinnsprüche stammt aus dem Jahre 1976 und lautet: "Du bist so offen, wenn Du zu bist." - Ja, kommt nicht ganz an Lao-Tse ran aber immerhin. "Die Dinge sind dazu da, dass man sie benutzt, um das Leben zu gewinnen, und nicht, dass man das Leben benutzt, um die Dinge zu gewinnen." - Das ist wieder der gute alte Lao-Tse.

Also: Keks Nummero Vier. Und was sagt der mir, was sagt er uns? "Es kann oft einer, was er nicht weiß und weiß oft nicht, was er kann." - Sehen Sie: Ich hatte Recht! ...
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(aus: "Hoffnungslos Hoffnungsvoll"/2005)

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