Donnerstag, 13. März 2008

Reine Maggie

Der Gallier Obelix ist als Kind in ein Faß mit Zaubertrank gefallen, ich fiel als Kind in ein Faß mit Maggi-Würze . Die ganze Welt redet über Obelix, über mein Kinheitstrauma redet niemand. Wann es geschah, wer mich herauszog etc., davon weiß ich bis heute nichts. Aber zu bestimmten Anlässen macht meine Umwelt mich immer wieder darauf aufmerksam. Zuerst waren es meine Eltern, dann meine Eltern und meine Frau und zu guter Letzt auch noch die Kinder und Freunde der Famile.

Dabei war ich selbst ein Kind, noch nicht einmal neun Jahre alt, als ich der Legende nach laut schreiend über einen Campingplatz am Chiemsee rannte und laut ausrief: "Die Maggi-Weiber sind da. Hört alle zu! Die Maggi-Weiber sind da." Natürlich spricht aus solcherlei Sätzen die kindliche Unschuld und ich denke, mein Vater war es gewesen, der mir den Begriff des 'Maggi-Weibes' souffliert hatte. Tatsache ist jedoch, dass ich bewusste Damen schon eine Woche zuvor auf dem Campinngplatz in Garmisch-Partenkirchen in mein Herz geschlossen hatte, weil sie dort aus einem Imbisswagen, auf dem in großen Lettern 'MAGGI' prangte, leckere Proben der neuesten Produkte wie Kartoffelpüree mit Bratensauce und vielerlei Suppen anboten. Man musste sich in einer Schlange anstellen und konnte bei jeder Probe, die man bekam, an einem Rad drehen und etwas gewinnen. Der Hauptgewinn war ein Maggi-Wasserball und den hatte ich mir nach ungefähr achtzehn Mal Schlange stehen in Garmisch redlich verdient. Kein Wunder also, dass mein Begeisterung kaum Grenzen kannte, als ich den Maggi-Schriftzug nun auch am Chiemsee wieder sah. "Du must als Kind in eine Faß mit Maggi gefallen sein" sagte meine Mutter daraufhin und schüttelte ratlos den Kopf.

Für Bobb Sanders, einen Ur-Engländer, den es in den 80er-Jahren nach Frankfurt am Main verschlagen hatte, war ich immer etwa suspekt. Nicht, wenn wir Musik zusammen machten und er meinen EMS Synthesizer bediente. Nein, da lief alles perfekt ab. Aber wenn ich mir Spaghetti machte und über die Spaghetti dann Maggi aus der Flasche träufelte, dann war ich ihm suspekt. Spaghettis, sagte er, seien eine italienische Vorspeise und Maggi ein Gewürz. Auf keinen Fall könne man beides mischen und dann auch noch als Hauptspeise essen. Das sagte zu mir wohlgemerkt ein Engländer, Verterter einer Nation also, die für ihre eigenen Kochkünste überaus berühmt war. "Whe you were an little boy ... Du musst in ein Maggi-Fass geschlafen haben." war sein Kommentar.

Ein weiteres Indiz für diese Meinung ist die Sache mit den gekochten Eiern. Seit meiner Kindheit mache ich mir Maggi über gekochte Eier. Erst werden sie gedätscht, dann geschält, anschließend wird der Kopf abgebissen und dann: 'Gib ihm Maggi.' Meine Frau wendet sich in solchen Momenten nur angewidert ab und sagt resignierend: "Du musst als Kind in ein Fass mit Maggi gefallen sein. Anders kann ich mir das nicht erklären."

Wo sie recht haben, haben sie recht. Anders als mit reiner Maggie kann ich mir die Sache auch nicht erklären.

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